Sa. 01.06.19

 

Gestern Abend beim Feierabendschwimmen noch dunkle Wolken am Himmel, ist es heute Morgen wieder strahlend blau und wir sind schon eine Runde im See unterwegs, bevor es Frühstück gibt.

300 km sollen es heute werden, damit wir zügig nach Alaska kommen, bevor die Touristenschwärme in ihrer Weißware im Juli/August einfallen. Auf dem Weg, in ca. 80 km, liegt die Stadt Prince George. Einkaufen – Lebensmittel und Baumarktartikel organisieren, die wir auf der Liste haben. Ebenso wollen wir nochmal den Tank voll machen (billigste Tanke bis hoch nach Alaska).

Nach 30 km auf dem Highway, gibt der Motor seltsame Geräusche von sich, als hätte man von einem Mofa den Auspuffkrümmer abgezogen. In einer Auffahrt zu einer Ranch parken wir am Rand ein. Arbeitsklamotten 'raus, Fahrerkabine kippen und bei laufendem Motor nachsehen, wo das Problem ist. Zuerst nichts genaues, das Scheppern kommt aus der Ecke des letzten Zylinders. Auf die Schnelle ist hier am Straßenrand nichts zu machen. Also alles wieder zusammenpacken und weiterfahren. Von der Leistung her läuft die Maschine so gut wie immer, daher besteht Hoffnung, dass es nichts Schlimmeres ist und evtl. in einer Werkstatt einfach zu lösen.

 

Wir fahren bis nach Prince George, gehen zuerst zum Tanken, und machen uns danach auf die Suche nach einer Werkstatt. An der Cosco Tankstelle, eine der billigen Tanke, klappt es leider nicht. Hier benötigt man eine Mitgliedskarte, man kann nicht mit Visa bezahlen. Das mit der Mitgliedskarte wäre zu beheben - vor der Grenze in den USA hielt ein MA ausnahmsweise seine Karte an das Lesegerät -, aber das mit der Visa ist nicht zu umschiffen, und Bargeld nehmen sie hier auch nicht. In den USA ging das noch mit der Visa. Vielleicht hat der MA hier einfach keine Lust. Dann eben zur nächsten billigen Tankstelle (macht 3 Eurocent/Liter aus).

Wie der Zufall es will, spricht uns beim Tanken ein Passant an, der, wie sich herausstellt, in der Vergangenheit beim hiesigen Deutz-Dealer gearbeitet hat. Er versucht dort jemand zu erreichen, auch seinen ehemaligen Chef, aber leider erfolglos. Ist ja schließlich Samstag Nachmittag, Wochenende. Er gibt uns die Adresse des Deutz-Dealers Simson-Maxwell, sodass wir nachher mal vorbei schauen können. Außerdem hat er noch die Adresse einer großen LKW-Werkstatt parat, die auch an die Ersatzteile kommen könnte. Diese kann leider doch nicht helfen, wie sich später herausstellt. Wir fahren zur Adresse des Deutz-Dealers; hat samstags geschlossen; deshalb niemand erreichbar. Über die angegebene Notruf-Nummer erfahren wir, dass wir für Sondereinsätze 125$ zahlen müssten, wenn also am Wochenende oder abends extra jemand in die Firma fahren würde. Das ist uns dann doch etwas zu heftig. Wir machen lieber eine Zwangspause (hoffentlich nur) bis Montag.

Wir bummeln mehr oder weniger gemütlich durch verschiedene Supermärkte und Baumärkte und kaufen uns zwei neue Kopfkissen in einem 'Bettenland' - zwei für einen Preis, also tu-sa-pra in Thai-Englisch; seit Jahren unser Motto :-). Danach fahren wir zum Cottonwood Island Park 'raus, um dort auf einem der Parkplätze stehen zu bleiben. Kaum gelandet kommt Morris auf seinem Motorrad und stellt die üblichen Fragen zu unserem Fahrzeug. Er ist vor 50 Jahren aus Schottland ausgewandert. Als wir von unserem Problem berichten, hat er spontan die Visitenkarte einer Firma zur Hand, die er gut kennt und meint, auch dort würden wir die Ersatzteile bekommen. Trotz Öffnungszeiten am Samstag, ist dort inzwischen auch niemand mehr zu erreichen. Dann halt am Montag, gleich früh morgens um 7.30 Uhr.

Wir parken nochmal um auf einen etwas ruhiger gelegenen Parkplatz und nach dem Abendessen lassen wir den Tag etwas frustriert über die Zwangspause ausklingen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Cottonwood Island Park, Prince George, GPS: 53.918649, -122.721961, sehr ruhig, direkt am Fluss, in direkter Ufernähe viele Mücken, empfehlenswert

 

 

So. 02.06.19

 

Auf unseren neuen Kissen haben wir super geschlafen. Die Anschaffung ist ihr Geld wert.

Gleich nach dem Frühstück lässt es Peter keine Ruhe und er muss nochmal ran und versuchen, das Motorproblem weiter einzugrenzen. Wie sich zeigt, liegt es nicht an der Dichtung des Abgaskrümmers am Zylinder, wie zuerst vermutet. Diese sieht noch gut aus. Allerdings sind auf Grund der gestern gefahrenen 80 km die Stößelschäfte des letzten Zylinders schwarz vor Ruß. Mit laufendem Motor und mit Hilfe einer dünnen Trennscheibe kann man ganz genau erkennen, dass die Abgase am Zylinderkopf von oben zwischen den beiden Stößeln nach außen geblasen werden. Es folgen ein paar Telefonate mit Basti in der Heimat, da er der Deutz/Magirus-Spezialist ist. Wir grenzen weiter ein, dass der Zylinderkopf an der Auflagefläche zum Zylinder nicht undicht ist - wohl eine alte Deutz-Krankheit. So aus der Ferne weiß Basti nun leider auch nicht mehr weiter. Seine Vermutung ist ein Riss im Zylinderkopf, über den die Abgase austreten. Alle anderen durchdachten Varianten müssten eigentlich zusätzlich Öl mit austreten lassen. An dieser Stelle kommen wir nicht weiter. Alles wieder zusammenbauen und hoffentlich am Montag in der von Morris empfohlenen Werkstatt eine Lösung finden.

 

Bis alles wieder verstaut ist und der Schmutzfink entölt, ist der halbe Tag auch schon vorbei. Nach einem kleinen Mittagessen korrigiert Marion bis abends die schnell herunter gehackten Erstentwürfe von Peters Homepage-Texten. Und Peter kann mal mal so richtig relaxen, sonntagnachmittags gerecht: Film anschauen, kurzes Schläfchen und Infos zu Alaska lesen und planen.

Gegen Abend will Marion dann doch noch eine Runde durch den Park laufen. Wir reden gerade mit einer kanadischen Overlanderin als es anfängt, leicht zu tröpfeln. Auf dem weiteren Weg in den Park nieselt es weiter und dann, nach mehreren hundert Metern, fallen uns auch noch Mückenschwärme an. Wegen des schwülen warmen Wetters sind die irgendwie total aus dem Häuschen. Wir drehen zügig um und verschanzen uns zuhause in der geschützten Burg. Im Park sind einige Kunstwerke verteilt, von denen wir wegen des schnellen Abbruchs des Spaziergangs nur ein in einen Baum geschnitztes entdecken. Marion macht dann doch noch einen kurzen Gang in die entgegensetzte Richtung am Fluss entlang; nur ein paar Papierfabriken auf der anderen Flussseite. Später beginnt es zu regnen und für Morgen ist den ganzen Tag Regenwetter vorhergesagt. Das kann ja heiter werden, wenn dann am offenen Motor geschraubt werden muss. Hoffentlich hat die Werkstatt genug Platz im Trockenen, sonst geht das nicht.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Cottonwood Island Park, Prince George, GPS: 53.918649, -122.721961, sehr ruhig, direkt am Fluss, in direkter Ufernähe viele Mücken, empfehlenswert

 

 

Mo. 03.06.19

 

Wir müssen früh raus, damit wir rechtzeitig um 7.30 Uhr in der Werkstatt sind, bevor alle Mechaniker schon wieder unter Last arbeiten. Als wir bei leichtem Nieselregen ankommen, hört sich der Chefmechaniker den laufenden Motor an und hat spontan nur vage Ideen, auch nach Einsicht in unser Werkstattbuch. Er empfiehlt uns, doch zum Deutz-Dealer Simson-Maxwell in die Stadt zu fahren. Sie haben dort mit Deutz-Motoren mehr Ahnung und, falls sie keine Zeit haben, können wir die Ersatzteile mitbringen und bei ihnen in der Halle schrauben. Das ist doch mal ein freundlicher Service!

Schon kurz nach 8 Uhr sind wir bei Simson-Maxwell. Auch hier gibt es nach erster Sichtung eine Diskussion, was genau die Ursache es sein könnte. Aber um wirklich voranzukommen, muss das Fahrerhaus gekippt werden. Hinter den Büroräumen gibt es noch eine kleine Halle, aus der der ServicePickup gefahren wird, damit wir wenigstens mit dem Motor im Trockenen sind.

Um es kurz zu machen: Die Suche dauert mit allen möglichen Ideen und Tests fast 1,5 h. Dann wird beschlossen, die Kompression zu messen und, wenn das nichts bringt, den Zylinderkopf zu zerlegen. Als der Mechaniker die Dieselzuleitung zur Einspritzdüse losschraubt, sieht er spontan, wo das Problem liegt. Die Düse sitzt nicht mehr fest im Sattel. Am unteren Ende befindet sich eine Alu/Kupferscheibe zum Abdichten. Diese ist gebrochen, wodurch die entstehenden Abgase vom Zylinder seitlich abgeblasen worden sind und nicht, wie korrekterweise, übers Auslassventil Richtung Abgaskrümmer. Nach Entfernung der Dichtungsreste und Reinigen der Düsenkörperaufnahme ist klar, dass keine größeren Beschädigungen durch die heißen Abgase am Alu-Zylinderkopf entstanden sind. Die alte angekokelte Einspritzdüse wird gegen eine Neue ausgetauscht, wieder alles zusammen geschraubt und auch nochmal die Muttern der anderen Düsen kontrolliert, bevor eine Teststart erfolgt. Alles OK. Der Dicke brummt wieder wie es sein soll. Glücklicherweise konnte das Problem relativ kurzfristig behoben werden.

Die 'böse' Überraschung kommt wie immer am Schluss: Die Rechnung. Es ist uns schon klar, dass so ein Werkstatteinsatz nicht gerade günstig ist, aber... Der erste Entwurf enthält den Preis einer neuen, kompletten Einspritzdüse (~900 US$) + Arbeitszeit + Steuern. Ein tiiiiiefer Seufzer und eine Unterhaltung über die doch sehr teure Einspritzdüse, bei der auch der Shop-Leiter anwesend ist, haben wohl Erbarmen mit uns armen Travellern ausgelöst und wir haben den Preis für eine aufbereitete Düse (die Hälfte) erhalten. Supernett! So hat sich der Gesamtpreis auf ein vertretbares Maß reduziert, ohne gleich Schnappatmung auszulösen.

Es gibt manchmal einfach Probleme, die selbst nicht gelöst werden können, und auf ein evtl. günstigeres Ersatzteil aus Deutschland zu warten geht auch nicht. Dann muss man eben den entsprechenden Preis dafür bezahlen. Der Moppel läuft wieder rund und am Ende ist die Reparatur in überschaubarem finanziellen Rahmen abgelaufen. Alles gut.

 

Gerade Mittag gehen wir kurz was essen und bringen den Jungs in der Werkstatt als Dankeschön für die sofortige Hilfe eine Lage Donats vorbei. Beim nahegelegenen Schlüsseldienst lassen wir noch ein paar Schlüssel nachmachen und dann geht es endlich wieder auf die Piste, auf dem Yellowhead-Hwy Richtung Nordwesten, nach Stewart / Hyder. 330 km bis zu unserem heutigen Ziel durch entlang der Straße entstandenes Kulturland, also aufgeforstete Wälder und Farmland. An jeder zweiten Hausecke eine Holzfabrik mit gigantischen Baumstammlagern; unvorstellbar. Auf der anderen Seite der Fabriken haushohe Palettenstapel mit Latten, Balken und Brettern, die mit dem Zug oder auf unzähligen LKWs abtransportiert werden. Aha, hier kommen also die Unmengen Holz her für den Bau der dünnwandigen Häuser in Amerika und die rollenden Bigflats / Mobilhäuser.

Als wir an unserem Ziel ankommen, Sunset Lake – ein schöner See von Wald umgeben mit Wiese und Picknickplätzen, weht eine steife Brise und es regnet leicht, wie schon den ganzen Nachmittag. Nach der Werkstattaktion und der Fahrerei heute möchte Peter unbedingt noch baden/duschen, zieht die Badehose an und watet in den See hinaus, allerdings nicht sehr weit. Brrrrrr – der kalte Wind - also doch nur eine 'warme' Außendusche. Er LIEBT ja seine Außendusche !

Den Rest des Abends genießen wir die tolle Aussicht auf den See und planen die nächsten Tage bis hoch nach Watson Lake und Whitehorse.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Sunset Lake, Topley, GPS: 54.494384, -126.353315, sehr ruhig, viel Platz zum Stehen, Bänke und Feuerstellen, guter Seezugang über Strandwiese, absolut herrlich, sehr empfehlenswert

 

 

Di. 04.06.19

 

Wetterbericht heute: Noch durchwachsen, teilweise sonnig. In den darauffolgenden 3-4 Tagen soll eine üble Schlechtwetterfront von Westen großflächig übers Land ziehen. D.h. früh aufstehen und so viel wie möglich aus dem Tag rausholen. Auf dem See ist eine flüchtige Nebelschicht zu sehen, das Wasser ist also schon wärmer als die Luft darüber, aber noch zu kalt für ein morgendliches Bad, selbst für Marion.

So kommen wir doch schon kurz vor 9 Uhr los, was für uns inzwischen schon recht zeitig ist. Bereits nach 2 km noch auf der Gravelroad durch den Wald Richtung Hwy, sehen wir am Rand ein kleines Elchkalb und die Mutter. Wir stoppen und machen den Motor aus, so dass die beiden sich beruhigen und die Mutter weniger hektisch ist. Dann hören wir das Gejammer eines zweiten Kalbs, das Schwierigkeiten hat, auf die Straße hochzukommen. Die Mutter klettert runter und hilft und schließlich stehen alle drei gut sichtbar am Straßenrand. Wenn DAS kein Start in den Tag ist. Das ist erst unsere zweite Elchsichtung auf unserer Reise und beide Male eine Mutter mit Kalb, hier sogar mit zwei. Nach ein paar Minuten machen sich die drei wieder auf in den Wald und wir uns Richtung Hwy.

Auf dem folgenden Abschnitt des Yellowhead-Hwy soll es kein Problem sein, Bären und Elche zu sichten. Da sind wir mal gespannt. Toll, bereits nach ca. 30km sehen wir einen Schwarzbären in einer Wiese herumtollen und fressen. Er ist von der Straße weit entfernt, sodass wir unser Tele voll ausreizen müssen.

Trotz unzähliger Warntafeln sehen wir auf den folgenden 350 km keinen weiteren Bär oder Elch. Schade. Die tolle Landschaft mit den schneebedeckten Bergen entschädigt etwas, auch wenn das Wetter nicht so mitspielt, mal Regen, mal Sonne. Ab und zu riesige Holzlagern, sonst viel Wald und zwischendurch mal Farmland.

Ungefähr auf der Hälfte der Strecke kommen wir in Hazelton vorbei, ursprünglich ein First Nation Dorf der Ksan. Im Visitor-Center informieren wir uns über das Dorf und nehmen gleich auch noch einen Stapel Broschüren für den restlichen Weg nach Alaska bzw. Nordwest-Kanada mit, das wir auf dem Rückweg ausgiebig bereisen werden.

Wir überqueren die Hängebrücke, soll was Besonderes sein, schauen von einem Aussichtspunkt in den Canyon des Kisipiox-River und kommen dann zum historischen Ksan-Dorf.

Es handelt sich um 6 größere Holzhäuser neueren Datums, vor denen einige Totempfähle aufgestellt sind. 30$ damit man ins Innere schauen darf und die Exponate indianischen Lebens erklärt bekommt. Wir wollen lieber noch etwas weiterkommen. Es gibt noch an zwei weiteren Stellen entlang des Hwys eine größere Anzahl von Totems. Im Hintergrund braut sich schon die nächste Schlechtwetterfront zusammen. Hoffentlich regnet es nicht zu viel, damit das Fahren nicht so anstrengend wird und wir unterwegs die Landschaft genießen können.

Die ersten Totems stehen in Kitwanga, dem Dorf in dem auch der Yellowhead-Hwy #16 für uns endet und wir auf den Cassier Stewart Hwy#37 nach Norden abbiegen. In der Nähe der Totems steht eine alte Holzkirche, was darauf hinweist, dass auch hier Missionierung/Evangelisierung bei den Ureinwohnern stattgefunden hat. Die Totems haben nichts mit Religion zu tun, sondern geben nur Auskunft über den Status des Clans/Familie. Im Gegensatz zu den Totems im Park in Vancouver sind diese hier nicht farbig bemalt und durch Wind und Wetter in den letzten Jahren etwas in Mitleidenschaft geraten.

Nach ca. 30 km kommen wir durch Kitwancool mit seiner Totempfahl-Sammlung, allerdings hat es gerade wieder zu regnen angefangen, so dass wir die Schnitzereien nur vom Auto aus ansehen und nicht aussteigen.

Auf dem Weg nach Norden wollen wir in Meziadin Junction einen Abstecher nach Stewart / Hyder machen und über die kleine grüne Grenze erstmals Boden des US-Bundesstaates Alaska betreten. Es ist wohl der einzige Grenzübergang der USA, der nicht von der USA kontrolliert wird, sondern nur auf der Rückfahrt nach Kanada von den Mounties.

Der Highway #37A nach Hyder heißt Glacier-Hwy, weil auf diesen 65 km mehr als 20 Gletscherformationen zu sehen sind.

Der Bear Glacier ist der Eindrucksvollste, da er bis runter zum Fluss an der Straße reicht.

Die restlichen Gletscher liegen höher und sind nur schwer von normalen Schneekappen auf den Bergen zu unterscheiden. Unterwegs sehen wir einen Schwarzbär, der gerade an der Straße heraufkommt. Leider donnert von der Gegenseite aus ein LKW heran, er Angst bekommt und wieder im Dickicht verschwindet. Somit hat die Zeit nicht gereicht den Kopf mit seine Knopfaugen und Knuffohren zu photographieren.

Bevor wir am Ende des Glacier-Hwys in Stewart ankommen wollen wir uns einen Stellplatz für die Nacht suchen. Wir fahren 2-3 Möglichkeiten an, aber keiner sagt uns so richtig zu. Eigentlich ist der Platz am kleinen See nicht schlecht, aber die Lage mitten im Wald und dann noch der ganze Regen, das ist uns zu düster.

So fahren wir doch noch bis Stewart / Hyder weiter. Hier befindet sich ein Hafen mit Verladeanlagen, großen Schiffen und große Flächen von Baumstämmen im Wasser für den Weitertransport. Der hier endende Portland Canal, der über den Portland Inlet hinaus in den Pazifik führt, ist der nördlichste ganzjährig eisfreie Hafen Kanadas. Als wir an der Hafenanlage vorbeifahren, gelangen wir dann auch ohne US-amerikanische Grenzkontrolle rüber nach Hyder und sind in Alaska/USA. Hyder ist so bekannt, weil es der südlichste Punkt Alaskas ist, den man über Land erreichen kann. Am anderen Ende von Hyder kommen wir an einem größeren Felssturz vorbei, wo sich jemand einen makabren Scherz erlaubt hat.

Wir wollen die Granduc (Salmon Glacier) Road hochfahren. Die unbefestigte Straße führt zur Granduc Mine und entlang des Salmon Glacier. Unser Ziel ist der Summit, eine Aussichtsplattform oberhalb des breitesten Teils des Gletschers, wo wir auch über Nacht stehen bleiben wollen. Bis dahin sind es 35 km bis hoch auf den Salmon Gletscher. Der Gag ist, dass der Gletscher und der Großteil der Strecke hoch schon wieder in Kanada liegen. Nur wenige Kilometer nach Hyder fahren wir, nur markiert durch ein Schild, wieder über die Grenze nach Kanada. Bärenwarntafeln und Bärenhinterlassenschaften überall am Straßenrand warnen uns, ab jetzt noch vorsichtiger zu sein und die kuscheligen Jungs und Mädels nicht zu unterschätzen.

Wenig später sind wir an der wohl berühmtesten Stelle und dem Hauptgrund für die meisten Touristen nach Hyder zu fahren, nämlich dem Fish Creek Observatory Deck. Hier kann man ab Mitte Juli bis Ende August den Grizzlybären beim Lachsfangen /-fressen aus nur wenigen Metern Entfernung, geschützt von einem Holzsteg aus, zuschauen. Da sind wir aber noch in Alaska unterwegs und müssen uns dort nach anderen geeigneten Stellen umsehen, um dieses Schauspiel zu erleben.

Wir machen natürlich trotzdem Halt. Das Glück hat uns wieder eingeholt, denn gerade als wir ankommen, frisst sich ein knuffiger Schwarzbär durch das saftige Ufergrün. Er lässt sich von uns Handvoll Touristen nicht ablenken und mampft büschelweise die unterschiedlichsten Kräuter. Nach 15 min verschwindet er wieder im Dickicht und die Schau ist vorbei.

Als wir schon wieder abziehen wollen, entdeckt Marion auf der anderen Seite des Stegs einen geschäftigen Biber, der an seinen Damm arbeitet und auf kurzer Strecke durchs kristallklare Wasser zu seinem Bau hin und her schwimmt. Aber auch dieser verzieht sich nach 10 min in seine Höhle. Inzwischen haben uns jede Menge Moskitos entdeckt und attackieren uns.

Man muss schon eine gute Portion Glück haben, um Wildtiere zu sehen. Wären wir 20 min früher oder später hier eingetroffen, hätten wir beides nicht beobachten können. Auf den letzten 350 km sollte es eigentlich viele Schwarzbären, oft am Straßenrand, geben. Wir haben gerade mal 2 gesehen; jetzt noch einen dritten und einen Biber. Wir sind zusammen mit dem Elch samt Jungen mit der Ausbeute für heute mehr als zufrieden.

Heute sind wir schon seit 9 Uhr unterwegs und über 470 km gefahren. Es wird Zeit, dass wir endlich den Berg hochkommen und einparken. Die Gravelroad ist einigermaßen gut zu befahren, steil, zum Teil gerade erst von Felsbrocken frei geräumt, mit herrlichem Ausblick auf den Salmon Glacier, den wir mit einigen kurzen Stopps zwischendurch bewundern. Aber auch der Blick zurück ins tief liegende Tal und dem Gletscherfluss, der sich bis nach Hyder in die Hafenbucht wälzt, sind eindrucksvoll.

Unterwegs können wir noch ein weiteres schönes possierliches Tierchen auf unsere heutige Wildlife-Liste setzen: Ein sehr neugieriges Yellow Marmot (Murmeltier). Wir stoppen den Motor und schon kommt es wieder aus seinem Versteck und während sich Peter mit der Kamera auf wenige Meter nähert, wird er genauestens beobachtet. Die stolze Haltung deutet wohl an, dass dies sein Fels und seine Burg ist. Ist es nicht knuffig.....?

Nach ca. 34 km, 1,6 km vor Erreichen der Summit-Platform, ist die Straße wegen Schnee gesperrt. Das ist zwar ärgerlich aber von hier aus haben wir denselben tollen Ausblick hinunter auf den Gletscher. Wir parken direkt am Straßenrand ein. Was für ein Vorgarten heute! Wow!

Kurz nach uns kommt noch ein amerikanisches Rentnerpärchen mit ihrem Mercedes-Vancamper an und parken direkt hinter uns ein. Sie wollen ebenfalls die tolle Aussicht Morgen zum Frühstück genießen.

Wir haben mächtig Kohldampf und Marion zaubert mit Schinken und Erbsen/Möhrchen noch ein leckeres Tagliatelle-Gericht.

Die Sonne will nicht untergehen und so können wir unseren „Vorgarten“ noch bis weit nach 22:00 Uhr genießen. Die Müdigkeit siegt und wir steigen in die Federn bevor es richtig dunkel ist.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Nähe Summit-Plattform Salmon Glacier, GPS: 56.156729, -130.051105, herrlicher Ausblick, absolute Stille außer dem Geplätscher von Schmelzwasser, sehr zu empfehlen. Ein Muss wenn man auf dieser Strecke von bzw. nach Alaska unterwegs ist.

 

 

 

Mi. 05.06.19

 

Die Nächte sind inzwischen recht kurz. Heute früh hängen noch einige Wolken über dem Gletscher. Diese verschwinden aber, nachdem die Sonne ihre Kraft entfaltet. Nach dem Frühstück machen wir uns fertig für die restlichen 1,6 km hoch zur Summit-Plattform, die wegen Schnee mit dem Moppel nicht zu erreichen ist. Beim Hochmarschieren sehen wir, dass es sich nur um eine langgestreckte, allerdings schmale, Kurve mit viel Schnee handelt. Die Schranke zu ignorieren und evtl. stecken zu bleiben wäre zu riskant gewesen.

Vom Summit aus haben wir einen phantastischen Blick über den gesamten Gletscher, von den „Eis/Schnee-Zuflüssen“ in den umliegenden Bergspitzen bis runter zu seinem Fuß, wo er in den Gletscherfluss übergeht.

Um einen besseren Eindruck der Größenverhältnisse zu bekommen, unser Moppel janz weit oben und ein Hubschrauber im knappen Flug über den Gletscher. Irre, oder!? Vom Summit oder der Straße aus betrachtet, oder nur anhand der Bilder, ist die tatsächliche Größe nur schwer abzuschätzen bzw. wie riesig der fünftgrößte Gletscher Kanadas wirklich ist und welche gigantischen Massen sich ins Tal schieben.

Nachdem sich unsere Nachbarn nach dem Frühstück auch schon verabschiedet haben, 'gehört' der Gletscher wieder uns alleine. Das ist, neben den tollen Landschaften in Kanada, das Tolle, dass wir oft mutterseelenalleine unterwegs sind und diese Schönheiten sehr privat genießen können, vor allem in einsamer Stille. Wo findet man das so noch? In Europa definitiv nicht mehr. Wirklich alleine ist man ganz selten und immer ist irgendwo ein Auto, ein Traktor, ein Flugzeug etc. Man muss das erlebt und gefühlt haben, um es wirklich zu schätzen.

Langsam tuckern wir die 35 km Gravelroad wieder nach Hyder runter, machen nochmal einzelne Stopps, da wir nun die Strecke ja aus der umgekehrten Perspektive und bei besserem Wetter als gestern sehen.

Auf der ganzen Strecke und auch am Fish Creek Observatory Deck keine Tiere. Wir steigen nochmal aus, laufen den Steg entlang, können aus der Nähe an den von Rangern ausgelegten Schaustücken den Unterschied zwischen Schwarzbär und Braunbär (Grizzly) gut erkennen, u.a. an den Klauen.

In Hyder sind die meisten Geschäfte noch geschlossen, da der Boom erst im Juli/August losgeht. Wir fahren noch auf den langen Steg in den Portland Canal hinaus, wo man einen ungehinderten Blick ins Landesinnere zum Glacier-Hwy und Richtung Meer hat.

Die Grenzkontrolle zurück nach Kanada ist relativ schnell erledigt. Es ist ja noch nicht viel los hier. Während der Hochaison steht man hier in den begrenzten Verhältnissen sicherlich einige Zeit in der Warteschlange. Ähnlich wie vor der Wende in West-Berlin, am 'Checkpoint Charlie' – von der Westzone in die Ostzone. Die DDR-Grenzer waren damals aber lange nicht so freundlich, wie die Kanadier hier und heute, auch wenn diese mindestens so gut mit Waffen ausgerüstet sind. Anno 1981 das erste Mal in West-Berlin, wurden wir nach der nonstop-Zugfahrt durch die Ostzone an der Grenze West-Berlin von den dortigen Grenzern mit grimmigen Gesichtern und MPs im Anschlag begrüßt. Da wurden die damals 16-18jährigen aufmüpfigen Teenies plötzlich ganz brav. - Wer hat dieses Schild wohl aufgehängt, und wie viele der Touristen, die hier durchfahren, kennen West-Berlin und den Checkpoint-Charlie überhaupt? Heute befindet sich dort übrigens ein sehr interessantes Museum zu dessen ganz spezieller Geschichte. - Liebe Grüße nach Berlin !

In Stewart fragen wir am Visitor-Center nach einem Erinnerungssticker – hamse leider nicht und das Museum drei Straßen weiter hat wegen Mittagspause geschlossen. Uns spricht ein rüstiger 78jähriger Rentner in recht gutem Deutsch an und erzählt uns seine komplette Lebensgeschichte: Zwei Familien, einige Kinder, alles in Deutschland und Kanada verteilt, und schlussendlich er ist hier in Stewart vor 6 Jahren hängen geblieben, inzwischen im Stadtrat, und wird voraussichtlich bis zum Ende seiner Tage bleiben.

So langsam haben wir Hunger, deshalb beschließen wir, den Glacier-Hwy wieder Richtung Cassiar-Hwy 'rauszufahren und unsere Mittagspause am Aussichtspunkt mit tollem Blick auf den Bear Glacier zu machen.

Bei heute klarem sonnigen Wetter sehen wir jetzt auch einen Großteil der über 20 Gletscher blau auf den Bergkuppen glitzern.

An der Meziadin Junction biegen wir von der 37A auf die 37 hoch nach Norden ab. Die nächsten knapp 200 km sind wie man sich den Norden Kanadas vorstellt oder aus Filmen kennt: Viel Mischwald, schneebedeckte Berge, reißende eiskalte Schmelzwasserflüsse und nach jeder Kurve mindestens ein kleiner oder so großer See, dass man etliche Zeit daran entlang fährt. Bei vielen dieser Seen sehen wir malerische Hütten mit Bootsteg umgeben von Wildnis. Da sollte man mal einen Sommer, wenn man Zeit dazu hätte, in Ruhe mit Kanu, Angel und abendlichem Lagerfeuer (und viel Deed / Mückenschutzmittel #1) verbringen.

Auf der ganzen fast 350 km langen Strecke haben wir kein einziges Tier (Bär, Reh, Elch,...) gesehen, obwohl immer wieder Warntafeln entlang der Straße stehen. Das frustet schon etwas. 20 km vor unserem heute anvisierten Stellplatz kommen wir an für Überlandstromleitungen abgeholzten Gelände vorbei und hier haben wir die heutige erste Bärensichtung.

Vollbremsung, auf der Straße umgedreht und auf Höhe des Bären am Straßenrand angehalten. Dieser ist schon ein gutes Stück den Hang hinauf gewandert und jetzt sehen wir auch warum er nur so langsam flüchtet. Es ist eine Bärenmutter mit ihren drei schwarzen Fellknäueln. Es ist so goldig, wie die drei Kleinen durchs Unterholz stapfen. „So sweet!“ Zwischendurch stellt sich Bären-Mama auf einen Baumstumpf in Pose und kontrolliert die Umgebung inkl. uns und, dass die Kleinen in die richtige Richtung vorankommen. Wenige Minuten später ist das Schauspiel dann auch schon vorbei und die vier sind im dichten Gebüsch verschwunden. - Die Wildnis hier ist so groß, dass man schon sehr viel Glück braucht, direkt von der Straße aus eine Sichtung zu machen und dann auch noch mit so zahlreichem Nachwuchs, trotz der wohl häufig vorkommenden Tiere in dieser Gegend.

Damit ist unser Tag gerettet und wir steuern mit einem Grinsen im Gesicht den schönen Platz, leicht geschützt weg vom Hwy, direkt am See an. Das Wasser hat leider Schmelzwassertemperaturen und daher ist ein Badeausflug gestrichen.

Da wir noch nicht sicher wissen, wie das Wetter Morgen wird bzw., ob wir stehen bleiben oder weiterfahren, schlüpft Peter noch schnell in die Arbeitsklamotten und zieht alle Schrauben der Einspritzdüsen mit dem Drehmomentschlüssel mit 65Nm nochmal nach, da wir ja seit dem Austausch der Nummer 6 jetzt schon wieder reichlich Kilometer gefahren sind und das nochmal gecheckt werden muss. Auch der Motor möchte noch etwas Öl, da er inzwischen beschlossen hat, so ca. 1l auf 1000 km zu verbrauchen, was aber bei dem Alter und der Beanspruchung nicht bedenklich ist. Alles erledigt und Peter wieder sauber, zieht die Abendluft an und wir machen die Schotten dicht.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Eddontenajon Lake , Iskut, GPS: 57.76286, -129.971527, abends sehr ruhig auf der Straße, absolut genialer Blick auf den nur ein paar Meter entfernten See, schöner Kiesstrand zum Baden sobald die Wassertemperatur passt, sehr empfehlenswert

 

 

Do. 06.06.19

 

Nachdem wir in den letzten beiden Tagen fast 900 km 'runtergerissen haben, bleiben wir etwas länger liegen. Während die Knack&Back-Croissants im Ofen sind, will es Marion wissen und springt pudelnackt in den Eissee, plantscht wie ein Pinguin herum und verkündet, dass es zwar kalt sei, aber nicht so kalt wie am Eisbach oberhalb von Vancouver, wo uns nach 1 min die Füße schmerzten, so kalt war's. Soll sie ihren Spaß haben. Ich/P halte mich da lieber an die Außendusche, da kommt wenigstens noch Warmwasser raus.

Weiter draußen ist unser Lieblingswasservogel, der Loon, unterwegs. Seit Ostkanada hatten wir ihn nicht mehr gesehen bzw. gehört und endlich ist er wieder mal in unserer Nähe.

Der Himmel ist weitestgehend blau und die Sonne strahlt. Also fahren wir doch weiter und nutzen den Tag, um die grandiose Bergwelt zu sehen. Bei Schlechtwetter kann man zwar Strecke machen, hat aber eigentlich nichts davon, weil die tiefhängenden Wolken alles verdecken.

Auch heute durchqueren wir wieder die urwüchsige kanadische Wildnis, treffen auf über 300 km auf nur eine Handvoll anderer Fahrzeuge und wenige menschliche Siedlungen und Behausungen. Es gibt massenweise recreation areas und Campingplätze in Provincial Parks, um die Urlauberfluten im Juli/August aufzunehmen.

Als wir so vor uns hinfahren und die Landschaft betrachten, startet ein Weißkopfseeadler direkt von der Straße aus auf den nächsten Baum. Wir haben ihn beim Fressen eines überfahrenen Chipmonk gestört. Er harrt geduldig aus, bis wir ihn abgelichtet haben und weiterfahren. Im Rückspiegel sehen wir dann, wie er wieder zurück zu seiner Beute fliegt.

Wir wollen uns schon beschweren, weil wir bis hoch nach Dease Lake keinen Bären oder durch Warntafeln angekündigte Caribous gesehen haben. Die Caribous dürften um diese Jahreszeit schon weiter nördlich unterwegs sein. Nach unserer Mittagspause in Dease Lake sehen wir dann auf der Strecke bis Jade City vier Bären - keine Bilder (kann man ja auch nicht jedes Mal machen). Inzwischen sind auch wir überzeugt, dass Erzählungen von der hohen Schwarzbärenpopulation kein Marketingargument sind, sondern real. Glück braucht's aber trotzdem, was man an der Häufigkeit der Sichtungen über diese lange Strecke erkennen kann.

In Jade City machen wir natürlich halt. Ist keine City, sondern nur ein Geschäft voll mit hier in der weiteren Umgebung gefundenen und verarbeiteten Jade. Es existiert eine auf Dmaxx ausgestrahlte Sendung über die Gründerfamilie dieser kleinen privaten Siedlung und deren Story über die Jade-Minen und das Jade-Geschäft. Diese Sendung haben wir schon vor Jahren gesehen und treffen jetzt im Laden auf die Gründer, die 1985 hier mit dem Schürfen begonnen haben. Allerhand SchnickSchnack (u.a. auch die DVD zur Sendung) und jede Menge Jade-Schnitzereien in allen Größen und Grünschattierungen kann man hier kaufen: Bären, Adler, Schlittenhunde, Seehunde, Steinmännchen, als Staubfänger oder als Schmuck (Anhänger oder Ohrringe). Die Preise sind allerdings recht happig und uns zu hoch. Wir betrachten alles in Ruhe, halten noch einen Schwatz mit unseren vorgestrigen Nachbarn vom Salmon Gletscher, bevor wir uns alle wieder auf den Weg Richtung Alaska machen.

Letztes Jahr gab es über Wochen hinweg fast keine Sicht auf der Westseite von Kanada wegen großflächigen Waldbränden. Wir durchfahren immer mal wieder riesige Gebiete, die dem Feuer zum Opfer fielen. Dieses Jahr ist bisher noch nichts passiert – soweit wir wissen.

Auf einem freien Gelände in der Nähe stehen mehrere Hubschrauber, allerdings wissen wir nicht, ob sie zu einem Einsatz oder nur zur Übung hier mitten in der Wildnis gelandet sind. Als wir ein Stück weiter anhalten und schon überlegen, ob wir nochmal umdrehen sollen, hören wir die Rotoren zum Abflug warmlaufen. Deshalb fahren wir weiter.

 

YUKON – Larger than Life

 

Einige Kilometer vor dem Ende des Cassiar-Hwy #37 überqueren wir die Staatsgrenze zwischen British Columbia und Yukon und treffen auf den Alaska Hwy #97. Hier biegen wir nach rechts in das 20 km entfernte Watson Lake ab. Wir checken kurz den ehemaligen Steinbruch außerhalb der Stadt als möglichen Stellplatz und finden ihn super zum Übernachten und für unseren morgigen Pausentag. Watson Lake ist die erste Siedlung im Yukon-Territorium, egal, ob man nun den Hwy #37 oder #97 nimmt. Zuerst steuern wir das Visitor-Center an, das seit neuestem im recreation center des Städtchens liegt und nicht mehr direkt am Sign Forest. Hier werden wir mit vielen Infos und einer Tasche voll mit Lesematerial und Karten eingedeckt.

Zum Sign Forest. Als während des 2. Weltkrieges von Soldaten der Alaska-Hwy durch die Wildnis gebaut wurde, hatte ein einsamer Soldat 1942 die erste Tafel mit dem Namen seiner Heimat und die Entfernungskilometer an einen Masten genagelt. Inzwischen sind hier zigtausende Tafeln, Schilder usw. angebracht und Herkunftsorte der Durchreisenden verewigt; man kann stundenlang durch diesen Schilderwald bummeln und entdeckt auch sehr viele Schilder aus Deutschland. Wir haben nichts vorbereitet, werden aber spätestens auf der Rückfahrt aus Alaska, wenn wir hier wieder vorbeikommen, auch eine Tafel oder Schild hinterlassen.

Jetzt suchen wir noch die beiden Coin Laundrys / Münzwäschereien des Ortes auf, da wir dringend Wäsche machen müssen – toll aussehen tun sie beide nicht. Direkt neben einer der beiden befindet sich ein China-Restaurant, wo wir kurzentschlossen einkehren.

Dann fahren wir zu unserem Stellplatz in der weitläufigen Kiesgrube und parken endlich, etwas versteckt auf einem ebenen Platz, ein. Ziemlich k.o. von dem langen Tag gibt’s noch ein Feierabendbier und ein paar Serien aus dem Heim-TV-Programm, dann ist Ruhe in der Kiste.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen öffentl. Kiesgrube , Watson Lake, GPS: 60.058528, -128.744277, 500 m versteckte, holperige Zufahrt zum Gelände, sehr großer freier ebener Platz, absolut ruhig, als Zwischenstopp sehr zu empfehlen.

 

 

Fr. 07.06.19

 

Wir haben uns in Prince George mit über 2,5kg Rind/Schweinefleisch eingedeckt, weil Marion mal wieder einen Vorrat an leckerem Gulasch produzieren will. Dazu braucht man aber Zeit und einen ruhigen Platz, damit diese Menge im großen gusseisernen Topf in der Außenküche ausreichend lange schmurgeln kann. Auch die Vorbereitung der Zutaten dauert seine Zeit und während die eine in der Küche steht macht sich der andere ans Schreiben der vergangenen Tage bzw. versucht, den ausstehenden Rückstand vom Mai abzuarbeiten.

Nach dem Sortieren von mehreren hundert Bildern und dem Schreiben mehrerer Tagesberichte ist der Motivationsspeicher irgendwann leer und so verbringen wir beide den Rest des Tages mit relaxen. Und da wir schon während des Frühstücks und auch danach in dem angewachsenen Berg Infomaterial gestöbert haben, lassen wir es für heute dabei, sonst wird es am Ende doch wieder ein reiner Arbeitstag. Wir haben eine grobe Vorstellung der Strecke für die nächsten Tage, natürlich immer abhängig vom Wetter.

Zum Abendessen gibt es dann selbstverständlich eine Portion des frisch gemachten Gulaschs. Danach machen wir uns nach Watson Lake auf zum Wäschewaschen in einen der Supermärkte des Ortes. Bis wir mit dem Waschen und Trocknen fertig sind, ist es schon nach 21.00 Uhr. Jetzt noch am Wasserhahn des ehemaligen Visitor-Centers (ist offiziell erlaubt) unsere Trinkwassertanks auffüllen, damit wir Morgen nicht so viel Zeit verlieren. Mittlerweile ist es fast 21:30 Uhr bis wir in der Kiesgrube zurück sind. Ein Film von der Festplatte und danach versuchen wir bei der konstanten Helligkeit, ein bisschen Schlaf zu bekommen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen öffentl. Kiesgrube , Watson Lake, GPS: 60.058528, -128.744277, 500 m versteckte, holperige Zufahrt zum Gelände, sehr großer freier ebener Platz, absolut ruhig, als Zwischenstopp sehr zu empfehlen.

 

 

Sa. 08.06.19

 

Und schon ist wieder ein Jahr vorbei und Peter ein Jahr älter. Eigentlich wollten wir den Geburtstag in Whitehorse bei einem leckeren Essen feiern, aber für Samstag ist dort starker Regen angesagt – das braucht kein Mensch. So wird der heutige Tag ein Reisetag. Aber zuerst fahren wir nach dem Frühstück zurück zum Visitor-Center mit dem guten Wifi, um mit der Familie zu skypen. Marion versendet anschließend per WhatsApp/Fazebuck noch ein paar Bilder und gerade als wir wieder los wollen, rufen uns Freunde aus Hülben an. Das freut uns sehr und wir telefonieren gleich noch ein Weilchen mit ihnen.

So, langsam müssen wir aber los. Im Supermarkt noch eben ein Brot und Donat-ähnliche Kringel gekauft als Geburtstagskuchenersatz – besser wie nix.

Unser heutiges Ziel ist ein Stellplatz direkt am Little Atlin Lake in ca. 380 km Entfernung. Ein ziemliches Stück also. Die Strecke geht hauptsächlich durch Wald, hin und wieder ein toller Blick auf ein schneebedecktes Bergmassiv, über Flüsse, vorbei an Seen mit einsamen Häusern versteckt im Uferwald und diverse Kilometer durch Regenschauer (wie angekündigt).

So kommen wir mit zweimal Fahrerwechsel am späten Nachmittag an, finden den Platz bis auf zwei Autos mit Bootsanhänger leer vor und können uns einen schönen Platz direkt vorne an der Bootsrampe sichern.

Als wir ankommen kreisen Weißkopfseeadler über uns. Zwei Elterntiere und noch mit braunem Gefieder ausgestattete Jungtiere, die aber bereits dieselbe stattliche Größe haben.

Die imposanten Vögel soaren im auflandigen Wind in niedriger Höhe und lassen sich deshalb gut beobachten. Die noch braun gefiederten Jungtiere sitzen oft in der Nähe auf den Bäumen, ideal, um in aller Ruhe zu fotografieren. Tolle Tiere. Mehr Wildlife gab es heute nicht zu sehen, auf der ganzen Strecke nicht, trotz Warntafeln, keine Bären, keine Elche, ....

Als Geburtstagsessen gibt es nochmal eine Portion von Marions absolut leckerem Gulasch mit Süßkartoffel-Karottenbeilage. Da muss der Teller nicht mehr gespült werden, so sauber abgeschleckt geht er vom Tisch in die Küche. Zur Verdauung noch den letzten Rest Tequila und ein Rippchen Schoki.

Kugelrund, satt und zufrieden machen wir es uns für den Rest des Abends auf der „Couch“ bequem.

Die Sonne geht dann so gegen 22:30 Uhr langsam am Horizont unter und das Abendrot beginnt zu leuchten. Gegen 23:30 Uhr kommen einige Fischerboote wieder zurück und packen ihre Gerätschaft auf die Trailer. Der eine oder andere Fang wird gleich auf der Boatramp zerlegt und die Überreste werden zurück ins Wasser verfrachtet, wo dann die Möwen bzw. die Adler ihren Anteil abholen. Im Folgenden nur eine kleine Auswahl von zig Bildern, die wir zum Teil aus nur 3 m Entfernung gemacht haben.

Plötzlich klopft es und ein Fischer aus der gerade angelandeten Vierergruppe fragt, ob wir Plastiktüten zum Verpacken ihres Fangs haben. Peter gibt ihnen 3 Zippertüten und wird eingeladen, sich 2-3 Filethälften aus dem Fang als Dankeschön auszusuchen. Solange die Fische mit scharfem Messer filetiert werden, gibt's noch einen Schluck kanadischen Whiskey aus der Flasche zum Probieren. Natürlich muss er alles zu unserer Reise und zum Moppel erzählen. Als die schon gut angesäuselten Jungs im Auto mit Boot und Fang wegfahren, wird es so langsam ruhiger. Wir sind um eine gute Portion frisch gefangenen Fisch reicher (Hecht und Polaresche). Das ist doch mal ein schöner Geburtstagsabschluss.

Heute verdunkeln wir noch mehr; um 0:30 Uhr ist es noch fast taghell, auch wenn es nach Sonnenuntergang aussieht. Richtig dunkel wird es zur Zeit nicht und einzuschlafen fällt echt schwer.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Little Atlin Lake, GPS: 60.296869 , -133.985243, kleiner Parkplatz an einer Boatramp direkt an der Straße, wenig Verkehr, Feuerstelle, empfehlenswert

 

 

 

So. 09.06.19

 

Dank der ungewohnten Vollverdunklung konnten wir einigermaßen durchschlafen und erwachen relativ erholt. Während des Frühstücks beobachten wir die am Straßenrand in Erdlöchern lebenden Prairie Dogs; Adler sind leider heute morgen noch nicht da.

Heute fahren wir runter nach Atlin, einer der Einfallshafen des vergangenen Goldrausches. Zu seinen Hochzeiten lebten und arbeiteten hier über 10.000 Menschen.

Auf der knapp 90 km scenic route direkt in den Süden, überqueren wir ungefähr auf der Hälfte die Grenze von Yukon rüber nach Britisch Columbia.

Auf der BC-Seite haben wir dann auch endlich wieder Wildlife-Kontakt. Der erste Bär, ein brauner Schwarzbär (unterscheiden sich von der Statur deutlich von den Grizzlybären), der aber zu schnell im Wald verschwindet, deshalb nur ein schlechtes Beweisfoto.

Nummer zwei, 20 km weiter, ein alter, erfahrener Schwarzbär, der sich durch den Verkehr und beobachtende Touristen nicht aus der Ruhe bringen lässt. Wir bleiben mit Pannenblinker fast 20 min am Straßenrand stehen und können Meister Petz in aller Seelenruhe beim Kräutermampfen zuschauen. Manchmal legt er sich entspannt mitten ins Fressen, bevor er sich einen Meter weiterbewegt und dort die Leckerbissen abgrast.

Zwischendurch stoppt ein Auto mit einem Pärchen etwas älter als wir. Sie sind vor 30 Jahren ausgewandert und haben ihr Geld als Buschpilot bzw. Touri-Unternehmer in Atlin, unserem heutigen Ziel, verdient - Hauptwohnsitz ist jetzt in Whitehorse. Als er unser Schwäbisch hört, fragt er, wo genau wir herkommen und erzählt uns schmunzelnd, dass er mal 6 Jahre in Ebingen gewohnt hätte. Die Welt ist sowas von klein und Schwaben überall anzutreffen.

Atlin ist ein beschauliches Dörfchen, das vom Tourismus und etwas aktivem Goldminenbetrieb rundherum lebt. Ein kleines malerisches Dorf direkt am Wasser mit tollen Bergen rundherum. Heute ist Sonntag und die meisten Geschäfte haben geschlossen. Neben alten aufgehübschten Häusern gibt es einige schöne neuere, interessante Bauarten; man kann sogar Hausboote mieten.

Nach einer kleinen Rundtour durchs Ort entdecken wir einen Wegweiser zu einer Dredge. Die schwimmenden Goldbagger haben wir schon im TV gesehen, deshalb fahren wir die 10 km aus Atlin in die Wildnis raus. Die Straße führt an aktiven Goldminen vorbei; aus der Ferne betrachtet eigentlich nur quadratkilometergroße Kiesgruben. Dann, auf einem doch sehr durchwachsenen Waldweg mit vielen steilen Steigungen, geht es weiter durchs Hinterland.

Irgendwann kommen wir an der recreation site an und sind etwas enttäuscht, denn bei dieser Dredge handelt es sich um ein aus Holz gebautes Gebilde zur Goldgewinnung und nicht um einen von uns erwarteten Schwimmbagger. Also müssen wir halt doch bis Dawson City oder Fairbanks warten; dort können wir auf jeden Fall diese historischen Ungetüme besichtigen.

Die Überreste dieser Holz-Dredge sind zudem noch in einem bemitleidenswerten Zustand und nicht wirklich spannend.

Aus Neugier fahren wir weitere 5 km in die recreation site hinein, aber Sehenswertes kommt nichts mehr. Am Ende stehen wir an einem Abhang, von dem aus wir ins Minengebiet gelangen würden, sehen aber im letzten Moment, dass am unteren Ende eine Sperre aufgeschüttet ist. Wir drehen oben auf der Kuppe um und marschieren per pedes die letzten Meter den Hang hinab. Die aktive Schürfzone ist zu weit entfernt; wir bekommen nur das riesige schon durchwühlte Gelände zu sehen. Da auch hier überall Bärengebiet ist, rasseln wir immer mit unserem Schlüsselbund, damit wir einen evtl. im Dickicht verborgenen Bären nicht erschrecken, sondern er uns schon von weitem hören kann – wir besitzen (noch) keine Bärenglöckchen und Bären-Spray.

Auf der Rückfahrt nach Atlin machen wir an den Pine Creek Falls Halt – ganz nett, aber nicht besonders spektakulär.

Kurz vor Atlin biegen wir nach Osten ab und fahren ca. 20 km am Atlin-See entlang zu den sogenannten Warm Springs. Es handelt sich um einen kleinen Teich mit kiesigem Boden, in dessen Mitte eine 26°C warme Quelle sprudelt. Das Wasser ist sehr klar und wir schlüpfen gleich in die Badesachen, genießen die angenehme Erfrischung. Hot Springs wäre schöner gewesen, aber 26°C sind deutlich angenehmer als die Wassertemperatur der Seen mit kaltem Schmelzwasser.

Später, auf der Fahrt von Atlin wieder nach Norden in den Staat Yukon, sehen wir noch einen Elch, der aber leider sehr schnell im Wald verschwindet als er uns kommen hört. Immerhin, jetzt schon unser dritter Elch auf der gesamten Reise! An der Kreuzung, 4 km nördlich von unserem gestrigen Übernachtungsplatz aus, biegen wir nach Westen Richtung Carcross (früher Caribou Crossing) ab.

5 km vor Carcross erreichen wir unser heutiges Ziel - ein kleiner, versteckter Stellplatz direkt am Ufer des Chootla Lakes mit super klarem Wasser und einem imposanten Bergpanorama.

Als Marion nach dem Essen beim Abspülen auf den See rausschaut, schwimmt Bob der Biber in ein paar Metern Entfernung am Ufer vorbei. Wir versuchen zu erfahren, wo er hinschwimmt und entdecken vom Ufer aus in 25m Entfernung den Biberbau am Strand. Mal sehen, ob er Morgen wieder aktiv ist und wir ihn beobachten können.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Chootla Lake Nähe Carcross, GPS: 60.210322, -134.635442, trotz Straßennähe sehr ruhig, direkt am kristallklaren Wasser mit Top Bergpanorama, sehr empfehlenswert

 

 

Mo. 10.06.19

 

Gestern Abend haben wir noch überlegt, ob wir nicht mal wieder einen Pausentag machen sollen, wegen der enormen Fülle an Eindrücken in den letzten Tage. Es ist zwar toll, jeden Tag Vollzeit in imposanter Bergwelt, uriger Natur mit viel Bären, Elchen und Adlern unterwegs zu sein, aber zwischendurch muss man auch etwas Abstand davon nehmen, sonst übernimmt man sich. Wie wir in vielen Gesprächen festgestellt haben, kämpfen andere Langzeitreisende mit demselben Phänomen.

Der Tag ist aber wieder zuuu schön um stehenzubleiben - das ist das 'Problem' bei zu vielen schönen Tagen.

Deshalb entschließen wir uns heute für einen Trip in den Süden, und zwar nach Skagway, das an der Küste des Golfs von Alaska liegt und in dessen Hoheitsgebiet. Wir werden den Klondike Hwy #2 durch Yukon bzw. Britisch Columbia fahren und kurz vor Skagway die Grenze in die USA überqueren..

Kurz nach dem Start, gleich nach Carcross, sehen wir schon den ersten Braunbär. Es ist wieder ein ausgewachsenes, stattliches Exemplar, das sich am Straßenrand beim Fressen nicht stören lässt. Auch als wir umdrehen und uns dann bis auf 20 m an ihn heranrollen lassen, schaut er nur kurz auf und widmet sich dann wieder dem Abweiden der saftigen Löwenzahnblüten – das scheint ihnen besonders zu schmecken! Nach 20 min fahren wir weiter und lassen Meister Petz seine „Wiese“ genießen.

Kaum über die Grenze nach BC steht ein Schwarzbär an der Straße. Als wir stoppen verschwindet er leider nach hinten in den Busch. Wir wollen schon wieder losfahren, als ein zweiter großer Schwarzbär direkt vor uns die Straße quert und im Abstand von 1 m direkt unterhalb der Beifahrerseite vorbei trottet. Marion bekommt etwas mehr Respekt vor den aus der Ferne drolligen Plüschtieren. Aus unmittelbarer Nähe direkt durchs offene Fenster ist er GAR nicht klein, vor allem falls der Bär sich entschließt sich aufzurichten. Aber er trottet gemütlich weiter und verschwindet, wie sein Kollege vor ein paar Minuten, im Busch.

Die Fahrt auf dem Klondike-Hwy wirklich eine scenic route, da bei dem schönen Wetter die Bergwelt sich von der schönsten Seite zeigt.

Die kanadische Grenze überrollen wir ohne Kontrolle, während die US-Kollegen unsere Pässe checken und einige Fragen stellen. Als wir ordnungsgemäß angeben, Lebensmittel und auch Gemüse bzw. Fleisch an Bord zu haben, werden wir zur Seite gewunken und ein freundlicher Grenzer klettert mit Peter in den Container und checkt den Kühlschrank. Auf der „Fahndungsliste“ stehen Tomaten, Zitrusfrüchte und Schweinefleisch. Da Kanada aus aller Welt Schweinefleisch importiert, die USA wegen eines afrikanischen Virus' dagegen überhaupt nicht, wird hier genauestens kontrolliert. Alles, was abgepackt und gelabelt ist, ob US oder Kanada, ist OK. Auch die noch vorhandene Zitrone hat ein Etikett aus den USA. Der Grenzer wird nur im Tiefkühler fündig, hier befinden sich noch 4 Bratwürste, ohne Label eingepackt, die auch Schweinefleisch enthalten. Diese werden beschlagnahmt und gehen den Weg zur Vernichtung. Damit können wir leben, und fahren nach einem freundlichen Abschied durch den Grenzbeamten weiter nach Skagway.

Von der Grenze aus geht es über einen kleinen Pass (aus heutiger Sicht), für die Goldsucher in der Vergangenheit auf dem Weg in die Claims am Klondike die erste große Herausforderung nach der Landung mit dem Schiff. Für uns sind die letzten 120 km hier runter sehr imposant gewesen, aber die Vorstellung, die Strecke mit 2-3 Mulis und dem ganzen Hausstand zu Fuß zu absolvieren, ist dann doch eine ganz andere Nummer.

Schon weiter nördlich, noch auf der kanadischen Seite, sind uns unzählige Klein-/Großbusse voll mit Touristen entgegengekommen. Wir fragen uns, wo die alle herkommen. Als wir nach Skagway rein fahren und am Hafen vorbeikommen, sehen wir dort 4 große Kreuzfahrtschiffe liegen, jedes mit mehreren tausend Passagieren an Bord. Frage beantwortet. Ein Großteil davon macht den Tagesausflug nach Norden, entweder mit der White Pass Railway oder mit dem Bus. Glücklicherweise sind wir azyklisch unterwegs und sind am Ziel, bevor die Aussichtspunkte unterwegs überrannt werden.

Skagway, wie bereits erwähnt, in der Vergangenheit eines der Einfallstore für die ganzen Yukon/Alaska-Goldsucher, ist inzwischen eine einzige Touristenmeile, auch bzw. hauptsächlich wegen der täglich anlandenden Kreuzfahrer. Hier bekommt man alles, was Geld kostet und als Souvenir nach Hause getragen werden kann: Unzählige Juweliere, Goldnuggethändler, Knochen-/Horn-/Mineralien-Schnitzereien, Messer mit Horngriffen, usw. usw. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen ist das Städtchen nett, die Geschäfte alt oder auf alt getrimmt, besondere 'Schmuckstückchen' darunter. Könnte hässlicher sein. Interessante Ausstellungen und Führungen zum Thema Goldrausch gibt’s natürlich auch – National Historic Site.

Wir leisten uns als Souvenir etwas Praktisches, erstehen zwei günstige Alaska-T-Shirts im Outlet-Shop. Beim Bummeln in der Hauptstraße entdecken wir die Donnerlasters beim Mittagessen. Nett, dass wir uns mal wieder treffen. Die beiden mussten einen Tag warten, weil die Fähre gestern nicht wie geplant gefahren ist. Sie nehmen von Skagway die Fähre rüber nach Haines und fahren von dort aus am Kluane National Park vorbei wieder nach Norden. Wir sind noch unschlüssig, entscheiden uns, zurück am Auto, dann doch dagegen und werden nach Norden über Whitehorse fahren. Die Fähre würde uns normalerweise 211 US$ kosten, bzw. wenn wir die Fahrräder irgendwie im Container verstauen, vermutlich nur noch 150 US$. Das ist uns für die 1stündige Fahrt zu teuer.

Und so haben wir nun die Gelegenheit, den Klondike-Hwy nochmal aus der entgegengesetzten Richtung abzufahren. Eine Strecke in beiden Richtungen zu fahren, vermittelt hin wie her oft komplett andere Eindrücke. Wir überqueren nochmal den Pass, sehen dieses Mal auf der rechten Seite die gewundene Railway-Trasse, über die sich der Skagway-Scenic-Zug mit 3 Loks und x Panaromawagen durch die eindrucksvolle Landschaft tuckert und bewundern die urige von Eisgletschern geschaffene karge Umgebung.

Der kanadische Zoll auf der Rückfahrt stellt nur ein paar Fragen, checkt die Pässe und lässt uns dann ohne weitere Kontrolle wieder ins Land.

Bevor wir wieder auf den gestrigen super Stellplatz am Chootla Lake fahren, kommen wir in Carcross am Visitor-Center vorbei, allerdings zu spät, hat schon geschlossen.

Nur wenige km weiter machen wir noch einen kurzen Zwischenstopp an der kleinsten Wüste der Welt. Die große Wanderdüne entsteht durch den vom Wind verfrachteten Sand aus dem Bennett Lake. Es ist keine klassische trockene Wüste, sondern hat eine eigene spezifische Vegetation bzw. Ökosystem auf Grund der Lage hier im Norden Kanadas und reichlich Niederschlag.

Ein paar Bilder und ein paar Meter durch die Wüste und wir fahren die restlichen 8 km zu 'unserem' See, freuen uns, dass der Platz noch frei ist.

Da wir noch 8 Bratwürste mit Käse, eingeschweißt und etikettiert, im Kühlschrank haben und wir uns nicht sicher sind, ob der nächste Grenzer beim Übertritt ins Mainland Alaska auch so nett ist und die Packung evtl. doch noch konfisziert wird, werden heute die ersten 4 davon in die Pfanne gehauen und mit einer Schüssel Salat vernichtet.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Chootla Lake Nähe Carcross, GPS: 60.210322, -134.635442, trotz Straßennähe sehr ruhig, direkt am kristallklaren Wasser mit Top Bergpanorama, sehr empfehlenswert

 

 

Di. 11.06.19

 

Als wir heute Morgen aufwachen, regnet es und die Berge rundherum sind wolkenverhangen. Pausentag! Bei Regen durch die Gegend zu fahren macht nicht wirklich Spaß. Man sieht nichts von der Landschaft, den Bergen, Seen und Wildtieren. Auch kleine Wanderungen zu Aussichtspunkten, Wasserfällen oder historischen Landmarken fallen buchstäblich ins Wasser.

Auf der anderen Seite freuen wir uns auch mal wieder etwas Zeit zu haben, Gedanken sammeln, evtl. Büro-Arbeit, Relaxen. Kein schlechtes Gewissen, einen Schön-Wettertag „vergeudet“ zu haben.

Bevor Marion ihr Frühstücksmüsli richtet, springt sie direkt vom Bett aus in den doch recht frischen Bergsee. Nichts für Peter - das braucht er noch nicht so früh am Morgen (und auch nicht später am Tag), ganz und gar nicht seine Wassertemperaturen.

Der Rest des Tages plätschert so dahin: Schreiben, Bilder sortieren, Lesen, Filme gucken ….

Nacht wird es sowieso erst, wenn wir alle Jalousien herunterlassen. Also bestimmen wir selbst, wann Sonnenuntergang und Schlafenszeit ist. Ein leckerer Shiraz hilft dabei noch etwas mit.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen Chootla Lake Nähe Carcross, GPS: 60.210322, -134.635442, trotz Straßennähe sehr ruhig, direkt am kristallklaren Wasser mit Top Bergpanorama, sehr empfehlenswert

 

 

Mi. 12.06.19

 

Viel besser sieht es heute Morgen noch nicht aus und als wir aufstehen nieselt es schon wieder. Aber das hält Marion nicht von ihrem morgendlichen Sprung in den kalten Bergsee ab.

Da heute Shoppen, Tanken und etwas Sightseeing in Whitehorse ansteht, ist das mit dem Regen-Wetter nicht ganz so schlimm.

Kurz nach Carcross kommen wir nochmal an der kleinsten Wüste der Welt vorbei. - Gut, dass wir die Fotos bei Schön-Wetter gemacht haben. - 20 km weiter der Emerald Lake. Dieser kleine See hat seinen Namen wirklich verdient. Der Seeboden besteht hauptsächlich aus weißem Mergel (reinweißes Calciumcarbonat als Überrest von mikroskopischen abgestorbenen Kieselalgen), reflektiert entsprechend das Sonnenlicht und erzeugt dadurch die tollen smaragdfarbenen Schattierungen im Wassers.

Kurz vor Whitehorse biegen wir zum Miles Creek ab. Hier schlängelt sich der hier noch junge Yukon-River durch harte Basaltformationen und, auch wenn dies jetzt noch kein reißender Strom ist, sieht man von der Suspension-Bridge aus die Geschwindigkeit der Wassermassen. Hier gibt es heftige Unterströmungen und fällt man hinein, hat man gute Chancen zu ertrinken. In der Goldrausch-Vergangenheit durften nur lizensierte Bootsführer den Kanal befahren.

Whitehorse war das Einfallstor in die berühmt-berüchtigten Goldfelder am Yukon und Klondike. In der heutigen Stadt erinnern nur noch historische Ausstellungsstücke oder Museen an diese Zeit.

Gleich am Stadteingang kommen wir an der SS Klondike vorbei. Sie war einer der Schaufelraddampfer, die damals die Goldsucher den Fluss hinauf und hinunter transportierten.

Vorbei an buntbemalten Häuserfassaden fahren wir die Alpine Bakery an, die nach deutschen Rezepten leckeres Brot backt und diese zu 'leicht' überhöhten Preisen an den Mann/Frau bringt. Wir leisten uns auch 2 Laibe und genießen zum Mittagessen gleich mal ein paar Scheiben davon.

Während wir in den verschiedenen Supermärkten unsere Vorräte auffüllen, beginnt es wieder leicht zu regnen, so dass ein Spaziergang am River Boardwalk und ein Besuch der weltgrößten Fischleiter ausfällt. Die letztere ist sowieso erst in den Monaten interessant, wenn die Lachse stromaufwärts wandern und die Leiter hochspringen. Hierfür sind wir eindeutig zu früh dran.

Bevor wir nachmittags Whitehorse wieder verlassen, da wir nicht vorhaben die Nacht hier zu verbringen, besuchen wir das Yukon Beringia Interpretive Center. Schon in den vergangenen Jahrhunderten fanden Ureinwohner und später Goldsucher bei ihren Grabungen allerhand Überreste von Mammuts, Riesenbären oder -Bibern, die der Permafrostboden immer wieder freigibt, je weiter sich das Eis durch die Klimaerwärmung zurückzieht.

Wir schauen uns einen informativen Film dazu an und lernen, dass das Gebiet zwischen Sibirien und Yukon Beringia genannt wird und in der letzten Eiszeit so hoch lag, dass dort die Riesenfauna überleben konnte, während weiter südlich das gesamte Land unter einem Eispanzer lag.

Neben dem Beringia-Museum befindet sich das Transportation-Museum, das ausgefallene bzw. typische Gerätschaften und Fahrzeuge zeigt, die während des Goldrausches und beim Bau des Alaska-Highways u.a. auch beim Militär im Einsatz waren. Wir machen nur ein paar Bilder von außen, interessiert uns nicht sonderlich.

Auf den nächsten 150 km bis nach Haines Junction fahren wir durch typischen nordkanadischen Niedrigwald mit viel Birken und Eschen. Immer mal wieder ein Fluss oder ein See. An vielen Stellen sieht man, dass der Untergrund nur aus lehmigem Sand besteht und die eigentliche Wachstumsschicht nur wenige cm beträgt. Hier hat ein Caribou/Hirsch/? seinen Fußabdruck hinterlassen – der einzige Wildlife-Kontakt auf der heutigen Strecke.

In Haines Junction besuchen wir das Visitor-Center und informieren uns über die Route runter nach Haines entlang am Kluane NP und wie das Wetter die nächsten Tage werden wird.

Obwohl seit einer Stunde blauer Himmel und viel Sonne herrscht, ist wohl für Morgen wieder Regenwetter angesagt. Mal sehen, ob wir dann die 150 km One-way bis zur USA-Grenze vor Haines fahren oder eher auf Freitag verschieben. Die Strecke soll auch wieder spektakuläre Ausblicke auf die Bergwelt bieten und das macht bei Schlechtwetter wenig Sinn.

8 km südlich von Haines Junction quert der Dezadeash River im Quill Creek die Straße und wir biegen in die Gravelroad entlang des Flusses ein, parken 2 km von der Hauptstraße entfernt direkt am Schmelzwasserfluss.

Da das Wetter gerade herrlich warm ist, geht Peter gleich noch unter seine geliebte erfrischende Außendusche, muss aber Gas geben, da die Mücken ihn entdeckt haben und er auf der windgeschützten Lee-Seite des Moppels, in der Sonne stehend, das perfekte Opfer für den Schwarm mit mindestens 30 Angreifern ist. Nur 5 Stichen, die gleich mit dem Bite Away ausgebrannt werden.

Marion ist etwas kränklich, friert trotz warmer Sonne und bereitet sich erst mal einen heißen Ingwertee. Der hilft bestimmt.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen im Quill Creek am Dezadeash River, Haines Junction, GPS: 60.684563, -137.354307 , sehr ruhig, nur der Fluss rauscht, Top Bergpanorama, wie überall Mücken, sehr empfehlenswert

 

 

Do. 13.06.19

 

Peter wacht mit leichtem Schädelbrummen auf, was hin und wieder vorkommt vor allem bei diesen ständigen Wetterwechseln, aber auch Marion ist noch nicht wieder voll auf dem Damm. Bis wir so richtig in die Gänge kommen, um eine Entscheidung zu treffen was wir machen, ist es schon fast Mittagszeit. Das Wetter ist leicht sonnig mit Wolken, aber wir sind nicht fit genug, um den Tag und die Bergwelt so richtig genießen zu können.

Also bleiben wir zu Hause, wühlen in den Bergen von Infomaterial und lassen den Tag so vor sich hintröpfeln, während die Mücken am Fensternetz sitzen und betteln. So 100%ig dicht sind die Netze nicht, so dass den Tag durch immer mal wieder eine sehr Hungrige durch unseren elektrischen Mückentöter stirbt - sieht wie ein kleinerer Tennisschläger aus und erzeugt 3000V; da knistert es richtig, wenn man eine erwischt, :))).

Abends um 22:30 Uhr scheint immer noch die Sonne und der fast volle Mond steht auch schon am Himmel. Nachts um 1:30 Uhr macht Peter noch Bilder von den Bergen mit Mond, bevor wir dann alles blickdicht machen und versuchen zu schlafen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen im Quill Creek am Dezadeash River, Haines Junction, GPS: 60.684563, -137.354307 , sehr ruhig, nur der Fluss rauscht, Top Bergpanorama, wie überall Mücken, sehr empfehlenswert

 

 

 

Fr. 14.06.19

 

Die Uhr zeigt gerade mal 7:00 Uhr und die Sonne scheint schon wieder mit voller Kraft, durch jede Ritze pressen die Strahlen herein. Da muss man einfach aufstehen. Heute sind wir wieder voll Energie, der Ruhetag hat uns beiden gut getan.

Wir wollen südlich Richtung Haines bis an die USA-Grenze fahren, dort wieder umdrehen und wieder nach Norden. Die Strecke soll sehr schön sein und ist die dritte Einfallstrecke der Goldsucher Richtung Yukon und Klondike Goldfelder. Das südliche Stück der Strecke in den USA bis nach Haines, ist im November interessant, weil sich dort dann mehr als 4000 Weißkopfseeadler einfinden, um Lachse bis zum Abwinken zu fangen und zu fressen. Einmalig auf der Welt! Es gibt sogar ein spezielles Fest dazu im Naturreservat.

Wir kommen nach ca. 40 km am Deadeash Lake vorbei und sehen wie zwei Weißkopfseeadler im Wasser stehen bzw. einer gerade landet. Wir stellen uns in der Nähe an den Straßenrand, aber auch nach geduldigem 15 min Ausharren können wir leider keine tollen Aktionen (Start, Landung, Fischfang, ...) beobachten. Die Beiden stapfen nur durchs niedrige, überflutete Ufergras. Wir freuen uns trotzdem, diese tollen Vögel mal wieder gesehen zu haben. So ein Adler macht aus der Nähe schon was her. Wir stellen uns vor, wie es wohl ist, wenn auf begrenztem Gebiet mehr als 4000 Adler unterwegs sind und die Lüfte unsicher machen. Aber Südalaska im November ist auch nicht ohne – kalt, Schnee.

Auf der ganzen weiteren Strecke haben wir auf unserer rechten Seite, gen Westen hin, den Kluane NP mit seinen zentral gelegenen riesigen gletscherbedeckten Bergmassiven. Es gibt keine Straßen hinein in den Park, nur Wanderwege, oder man muss ein Flugzeug oder Hubschrauber chartern, um die Gletscher von Oben betrachten zu können. Aber es gibt immer mal wieder Aussichtspunkte hinüber zur tollen Bergkette in der Ferne, grüner Wald und malerische Seen im Vordergrund. Da lassen sich bei optimalen Licht und etwas Geduld den Tag über unzählige Kalenderbilder schießen.

Als wir nach ca. 85 km beim One Million Dollar-Fall/Campground ankommen, sehen wir in der Ferne, dass die Berge im Süden, also Richtung USA-Grenze, total wolkenverhangen sind. Wir entscheiden schnell, die restlichen 60 km nicht mehr weiter hinunterzufahren, sondern sehen uns den Wasserfall an und fahren dann wieder nach Norden Richtung Haines Junction.

Der Takhanne River muss sich hier durch eine harte, enge Basaltschlucht zwängen und dementsprechend rauschen die Wassermassen energiegeladen über die Stufen. Wir haben die Sonne im Rücken und daher direkt über dem Gorge unterhalb des Wasserfalls einen schönen Regenbogen in der Gischt. Wir bleiben wie immer bei Wasserfällen lange stehen und lassen unserer Faszination für die glasartig durchscheinende, grünblau schimmernde und eiskalte Flut ihren Lauf.

Auf dem Rückweg kommen wir nochmal am Trail zum Mush Lake vorbei. Eigentlich wollen wir die 22 km Gravelroad bis zum See fahren und dort die Mittagspause machen. Aber als wir nach einem Kilometer an einer Schranke stehen, sind wir uns nicht mehr ganz sicher, ob man den Weg nur zu Fuß oder Fahrrad nutzen darf. Wir drehen wieder um, da uns die Strecke zu lang und damit die Zeit zu kurz ist, um sie mit den Fahrrädern zu bewältigen.

Einige Kilometer weiter nördlich am Kathleen Lake Mittagspause. Leider kann man hier im Kluane Wildlife Sanctuary nicht direkt am Wasser stehen bleiben. Hier turnt schon am frühen Morgen bis abends ein engagierter Ranger herum, der alle Besucher mit vielen Infos beglückt. Wäre ein wunderschöner Platz.

In Haines Junction fahren wir noch bei der Bakery vorbei, erstehen ein sogenanntes Pumpernickelbrot mit festerer Konsistenz als das sonst übliche Gummibrot und versuchen anschließend im Visitor-Center, Bilder auf die Homepage hochzuladen. Das Wifi reicht nur für WhatsApp und emails aus. Schade.

Heute startet hier von den First Nation ein Treffen übers Wochenende und auf der kleinen Bühne finden schon erste Tänze und Gesänge statt. Wir haben das schon ein paarmal gesehen und vermutlich geht erst Morgen so richtig die Post ab, daher entscheiden wir weiterzufahren. Außerdem startet Morgen in Haines Junction auch ein großes Fahrradrennen über 240 km bis runter nach Haines. Dementsprechend wird zusätzlich mächtig Trubel sein.

Wir biegen wieder nach Westen auf den Alaska Highway ein und düsen bis hoch zum langgezogenen Kluane Lake. Wieder durch tolle Natur, auch wenn man irgendwann eine Sättigung erreicht und das Panorama etwas an sich vorbeirauschen lässt. Auf dem zweiten Bild sieht man den unteren Ausläufer eines sogenannten Rock-Glacier (roter Pfeil). Hier ist nur noch die im Gletscher transportierte Steinfracht übriggeblieben als sich der Gletscher vor langer Zeit zurückgezogen und sich aufgelöst hat. Was uns trotzdem aufgefallen ist, ist die hohe Dichte an abgestorbenen Bäumen. Wir schätzen mehr als die Hälfte steht trocken in der Landschaft und brennt sicher wie Zunder, was auch die jährlichen Großbrände erklärt. Wenn hier ein Funke herumfliegt findet er reichlich Nahrung.

Am südlichen Ende des Kluane Lake muss man die trockene Bucht umfahren. Starke Winde durch den dortigen Taleinschnitt lassen einen Sandtornado aufwirbeln, den wir schon zig Kilometer vorher aus der Ferne sehen. Zuerst denken wir, es sei einer der ersten Waldbrände, aber es ist nur ein lokaler Sandsturm. Unmittelbar auf Höhe der Sandwolke stehen Warnschilder, die vor starken Seitenwinden und Staubwolken warnen. Dasselbe Phänomen haben wir bereits in Kalifornien gesehen, als wir vom Death Valley in die Alabama Hills fuhren. Die davor liegende Salzebene wird künstlich bewässert, um 'Sandstürme' zu verhindern. Der Sand hier wird auf den See hinaus geblasen und als wir 30 km weiter über einen der vielen kleinen Zufahrtswege hinunter zum steinigen Ufer fahren, sind wir schone lange aus der Strömungsrichtung der Sandwolke heraus.

Trotz herrlichem Wetter bläst hier ein warmer, aber sehr kräftiger Wind. Selbst die Moskitos haben keine Chance, einen zu belästigen.

Während Marion in der Küche eine Schweinelende in leckeres Sahnegeschnetzeltes verwandelt, schlüpft Peter in die Arbeitsklamotten und begibt sich unter den LKW zum Abschmieren. Es sind zwar erst 3100 km, aber mit den morgigen geplanten weiteren 300km, sind wir fast bei den max. 3500 km im AbschmierIntervalls. Da wir nicht wissen, wie Morgen der Stellplatz aussehen wird bzw. wie aggressiv dort die Mücken sind, wird die Möglichkeit genutzt. Auch der Motor will noch 1,5l frisches Motorenöl, bevor nach dem Leichenbeseitigen auf der Windschutzscheibe die Fahrräder wieder anmontiert werden.

Jetzt nur noch auf der Lee-Seite des LKWs schnell abgeduscht, bevor wir uns die erste Hälfte des leckeren Sahnegeschnetzelten munden lassen.

Inzwischen ist es wieder 21:00 Uhr und die Sonne steht wie mittags um 15.00 Uhr hoch am Himmel, das wird mit dem zu Bett gehen wieder spannend. Irgendwie können wir uns und unsere innere Uhr noch nicht so richtig daran gewöhnen. Vielleicht war dies auch die Ursache für unsere gestrige Schlappheit, da unsere Körper versuchen, mit dieser Lichtdauerbestrahlung klar zu kommen.

Aber ein Blick raus auf den See und die weiß leuchtenden Berge rundherum bestärkt uns wieder, alles richtig gemacht zu haben, und dafür ist dies ein kleiner Preis.

Gegen Mitternacht noch ein letztes Bild vom Sonnenuntergang bevor wir die Schotten dicht machen.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Ufer des Kluane Lake, GPS: 61.163660, -138.568000, sehr breiter steiniger Strand, viele Zufahrtswege zu den über mehrere Kilometer verteilten möglichen Stellplätzen, toller Blick über den See und rundum auf die Berge, Stellplatz wie man ihn sich für Yukon/Alaska vorstellt, sehr empfehlenswert

 

 

Sa. 15.06.19

 

Alaska wir kommen !!!

 

Wir haben trotz der wütenden Winde, die den See zu richtigen Wellen aufpeitschten, relativ gut geschlafen. Marion ist der Meinung, nachts neben dem Wind noch andere Geräusche gehört zu haben, aber dann nicht weiter darauf geachtet – der Wind, der Wind, das himmlische Kind. Als Peter vor der Abfahrt wie immer den Kontrollgang noch einmal ums Fahrzeug herum macht, entdeckt er einen frischen Bären....haufen, direkt neben unserem Fahrzeug. Da hat der pelzige Bursche klar zum Ausdruck gebracht, dass dies sein Revier ist. Schade, dass wir ihn verpasst haben, hell genug wäre es ja gewesen.

Keine 30 km vom Kluane-See entfernt kommen wir in Burwash Landing am Kluane-Museum vorbei, wo auch die weltgrößte Goldpfanne steht.

Das kleine Museum ist eine Mischung aus Kulturausstellung der hier lebenden Stämme und deren Erzeugnisse und eine gut gemachte Zusammenstellung in Szene gesetzter ausgestopfter Tiere, die im Yukon vorkommen. Einige davon haben wir ja schon vor der Linse gehabt, aber so ganz aus der Nähe sind sie noch beeindruckender. Wir kaufen noch einen Aufkleber und einen Kühlschrankmagneten als Souvenir und müssen uns so langsam sputen, da wir doch recht spät weg gekommen sind und die Mittagszeit schon erreicht ist.

Unterwegs machen wir noch an einem Aussichtspunkt halt mit Blick auf das ausgewaschene Flusstal des Kluane-Rivers und werden von einem älteren Paar angesprochen, wobei sie relativ gut Deutsch spricht. Sie war vor über 50 Jahren ein Jahr zum Studium in Wien und hat seither jede Gelegenheit genutzt die Sprachkenntnisse aufrechtzuerhalten. Sie kommen aus Vermont, sind zu ihrer Tochter nach Seattle geflogen, haben dort ein großes Auto gemietet und fahren jetzt nach Alaska bzw. nach Anchorage, wo der Sohn wohnt. Nach einem Smalltalk geben wir wieder Gas und durchqueren die typisch nordkanadische Landschaft mit viel abgestorbenem niedrigen Wald, kleinen Seen und Bergen am Horizont. Die Schmelzwasserflüsse werden immer breiter. Auf über 250 km sehen wir nur zwei Weißkopfseeadler, die über den Seen Kreise ziehen, sonst keine weiteren Wildtiere.

In Beaver Creek machen wir am Visitor-Center halt und fragen freundlich nach Frischwasser, worauf wir einen begeisterten Vortrag der Dame über das tolle Gletscherwasser bekommen, das man hier im Ort als Trinkwasser bekommt, und natürlich dürfen wir den Trinkwasserhahn an der Hauswand zum Befüllen nutzen. Während Peter das so wunderbare Wasser in die Tanks fließen lässt, quatscht Marion noch ausführlich mit der Dame, die auf Grund Besuchermangels viel Zeit hat. Ihr Chef feierte seinen 86igsten Geburtstag und es ist noch Torte übrig. Wer möchte erhält deshalb zuckersüßen kanadischen Sahnekuchen.

Bin mal gespannt, ob wir in Europa so offen herzlich geführte Visitor-Center finden werden, wie hier in Kanada/USA.

Bereits 30 km vor der eigentlichen Grenze passieren wir die kanadische Boardercontrol, allerdings ohne Kontrolle.

Kurz vor der amerikanischen Grenzkontrolle passieren wir die offizielle Grenze, die gleichzeitig eine weitere Zeitzonengrenze ist und wir nun Alaska-Time haben, was 10h Unterschied zu Deutschland bedeutet. Wir machen noch ein paar Bilder und rollen anschließend langsam zum Grenzbalken.

Der Beamte stellt die üblichen Fragen: Woher, Wohin, Wie lange, Waffen, Tabak, Alkohol ..... dann noch ein Scan unserer Reisepässe und nach 5 min werden wir mit einem freundlichen „Welcome back in the USA“ verabschiedet. Wir haben ja wieder, wie auf dem Weg nach Skagway in Südalaska, eine Kühlschrankkontrolle erwartet und sind daher angenehm überrascht, dass wir nicht unnötig aufgehalten werden. 5 km vor der Grenze haben wir noch französische Overlander in ihrem sehr kleinen 4to selbstgebauten Gefährt auf einem Platz am Straßenrand getroffen. Sie machen noch eine Nacht Pause und 'vernichten' noch einige Lebensmittel, die sie bei einer eventuellen Kontrolle nicht opfern wollen.

 

Alaska – The last frontier

 

Endlich, nach tausenden von Kilometern, sind wir in Alaska angekommen.

Einige Kilometer nach der Grenze haben wir einen tollen Blick hoch von der Straße auf eine sumpfige hellgrüne Wiese, auf der gut sichtbar ein großer Elch frisst. Er hört uns von weitem, ist sich zuerst nicht schlüssig, was er machen soll und verzieht sich nach 1-2 Minuten wieder ins Dickicht. Man muss schon viel Glück haben, um im richtigen Moment an der richtigen Stelle zu sein, um Großwild beobachten zu können, oder man muss in der Abend-/nächtlichen Dämmerung auf die Pirsch gehen. Nach den beiden Adlern nun noch ein Elch auf unserer heutigen Wildlife-Liste.

Da wir heute inzwischen schon reichlich Kilometer gefahren sind, wollen wir uns demnächst einen Stellplatz suchen, und als wir durch das Tetlin National Wildlife Refuge kommen, gibt es hier mehrere kleine kostenlose Campingplätze, die idyllisch an verschiedenen kleinen Seen liegen. Der erste ist, was die schönen Plätze am Wasser angeht, schon belegt. Hier gäbe es neben kostenlosem Feuerholz sogar frei nutzbare Kanus. Aber wir wollen lieber einen schönen Stellplatz und fahren zum nächsten Campground am Yarger Lake weiter. Hier sind es zwar weniger Plätze, aber es ist noch einer mit schönem Seeblick frei. Nach einem ersten kurzen Rundgang stellen wir fest, übrigens auch auf dem vorher besichtigten, dass es fast keine Moskitos hat, dafür aber jede Menge Libellen. Entweder ist die Mückenplage hier im Norden noch nicht ganz so weit oder die Libellen sorgen hier für Ruhe. Uns ist es egal, und wir genießen es, etwas unbeschwert außerhalb des Fahrzeugs umhergehen zu können.

Jetzt gibt es die zweite Hälfte des leckeren Sahnegeschnetzeltes mit Reis, bevor wir raus gehen, um ein Lagerfeuer anzufachen. Zwei Nachbarn mit Truck-Campern (das sind hier die Pickups mit Minihäuschen hinten drauf) sind aus der Schweiz. Wir könnten uns sogar mal wieder in deutsch am Lagerfeuer unterhalten. Gerade als wir mit dem Essen fertig sind, beginnt es leicht zu nieseln. Wir wollen uns deshalb nicht mehr die Mühe machen, ein Feuer zu starten, genauso wenig wie unsere Nachbarn. Wer weiß, vielleicht kommt noch mehr. Schade.

Als Peter in einer Nieselpause doch nochmal zum See runtergehen will, die Sonne scheint ja immer noch, rutscht er auf der zweitobersten Leiterstufe aus und knallt nach unten auf die nächste Strebe, und zwar mit dem linken Fuß hinter die Leiter und mit dem rechten Schienbein schrammt er über die unteren Stufen. So ist der Absturz eigentlich schnell beendet, aber der linke Oberschenkel hat einen richtigen Schlag abbekommen und an seinem rechten Schienbein ist etwas die „Tapete“ ab und es entsteht sogleich eine mächtige Beule. Alles besser, als irgendwas gebrochen oder von ganz oben in die Botanik abgestürzt, wo auch einige größere Steinbrocken liegen. Hätte richtig schlimm ausgehen können! - So, jetzt durfte jeder einmal unsanft von der Leiter, was uns hoffentlich in Zukunft vorsichtiger werden lässt.

Heute Abend ist jegliche Outdooraktivität definitiv gestorben. Kalter Wickel ums Schienbein, Füße hochlegen und „Fernsehprogramm“ bei viel Rotwein.

 

Übernachtungsplatz:

Freistehen am Ufer des Yarger Lake, GPS: 62.964244, -141.640174, sehr ruhig, viele Libellen und fast keine Moskitos, toller Platz, Feuerholz, sehr empfehlenswert

 

 

 

Hier wieder die Kartenübersicht der 49. und 50. Woche mit den gewählten Stellplätzen:

Kanada_2019_Juni_1

 

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Teil 26: USA 2019 - AK >>>